Rechtspsychologie vereint Inhalte aus den Rechtswissenschaften und der Psychologie. In diesem besonderen Teilgebiet der Psychologie beschäftigst du dich zum Beispiel mit der Schuldfähigkeit von Tätern, erstellst Täterprofile oder überprüfst Aussagen von Verdächtigen.
Die Bedeutung der Rechtspsychologie ist in den letzten Jahrzehnten durch die Forschungsentwicklung gestiegen. Immer wieder greifen Ermittlungsbehörden oder die Rechtsprechung in der Praxis auf Spezialisten zurück, um sich beispielsweise Gutachten erstellen zu lassen. Diese müssen über sehr spezielles Fachwissen verfügen, das grundlegende Kompetenzen aus Psychologie, Rechtswissenschaften und teilweise Medizin vereint.
Obwohl Rechtspsychologie einer der wichtigen Teilbereiche der Psychologie ist, kannst du derzeit in Deutschland kein Fernstudium belegen. Du kannst dich während des Bachelors jedoch spezialisieren und später einen Masterstudiengang anschließen.
Fernstudium Rechtspsychologie: Definition des Schwerpunktes
Die Rechtspsychologie ist eine Teildisziplin der angewandten Psychologie. Sie wendet psychologische Methoden, Theorien und Erkenntnisse im Rechtswesen praktisch an. Dabei zielt sie auf das Erleben und das Verhalten des Menschen im rechtlichen Kontext ab.
Zu unterscheiden sind zwei wichtige Bereiche:
- die Kriminalpsychologie,
- die forensische Psychologie.
Beide bilden die wichtigsten Säulen der Rechtspsychologie. Es gibt teilweise fließende Übergänge zwischen beiden Schwerpunkten, aber auch zu angrenzenden Fachbereichen wie der klinischen Psychologie, der Psychiatrie sowie der Rechtswissenschaft, Sexualmedizin, Sozialpsychologie und Verhaltenspsychologie. Daher ist in der Praxis eine klare Abgrenzung zwischen beiden Begriffen nicht immer einfach. Selbst in der Fachliteratur sind beide Teilbereiche nicht immer scharf getrennt.
Fernstudium Psychologie: Schwerpunkt Kriminalpsychologie
Die Kriminalpsychologie legt die Basis für die Rechtspsychologie. Sie beinhaltet die Erforschung von Kriminalität und stellt dabei die Menschen und ihr Verhalten in den Mittelpunkt. Die etwas allgemeinere Ausrichtung steht für einen Erkenntnisgewinn aus Straftaten, die zum Beschreiben von bestimmten Verhaltensmustern in bestimmten Situationen führen. Die Kriminalpsychologen nutzen dabei viele Ansätze der Verhaltenstheorie und der Sozialpsychologie. Sie sind außerdem die treibende Kraft bei der Entwicklung von diagnostischen Verfahren.
Kriminalpsychologie ist in der Praxis der Polizeipsychologie zuzuordnen. Aufgabe ist es, ausgehend von allgemeinen, typischen Verhaltensmustern von Straftätern auf das Verhalten von einzelnen Tätern zu schließen und die Gründe dafür zu benennen. Das ermöglicht in der Praxis eine Einordnung eines Tathergangs – zum Beispiel bei der Frage, ob Notwehr vorliegt oder die Schuldfähigkeit eines Täters eingeschränkt ist.
Fernstudium Psychologie: Schwerpunkt forensische Psychologie
Die forensische Psychologie geht vom verdächtigen Individuum aus und ist eng mit der psychiatrischen Psychologie verwandt. Der Schwerpunkt liegt auf Täterprofilen und dem individuellen Verhalten bei der Tat, bei Aussagen und Vernehmungen oder vor Gericht.
Die forensische Psychologie kommt vor Gericht sowie beim Erstellen von Gutachten zum Einsatz. Die Spezialisten sind dabei häufig nicht bei der Polizei tätig und begutachten eine Person oder eine Handlung aus dem Blickwinkel eines unabhängigen Experten.
Praktischer Nutzen der Rechtspsychologie
Beide Schwerpunkte sind nicht nur miteinander vermischt, in der Praxis haben sie einen ähnlichen Nutzen. Als so ausgebildeter Rechtspsychologe bist du in der Lage, Täterprofile zu erstellen, die Glaubwürdigkeit von Aussagen zu untersuchen und die Schuldfähigkeit eines Täters einzuordnen. Du trägst damit direkt zu einer Einschätzung der Schwere eines Vergehens bei.
Du kannst aber ebenso an der Verbesserung der Verbrechensprävention arbeiten oder die Straffälligenhilfe verbessern. Damit nimmst du Einfluss auf die Resozialisierung und auf die Therapie von Straftätern. Durch das intensive Beschäftigen mit psychologischen Mustern kannst du sogar eine Prognose für die Rückfallwahrscheinlichkeit einzelner Täter abgeben.
Welche Themen beinhaltet der Schwerpunkt Rechtspsychologie im Fernstudium?
Kriminalpsychologie und forensische Psychologie sind Bestandteile des Moduls Rechtspsychologie im Fernstudium.
Hinweis: Die verschiedenen Fernhochschulen setzen unterschiedliche Schwerpunkte und bieten verschiedene Kurse dazu an. Bitte achte genau auf die angebotenen Inhalte, wenn du später in diesem Bereich arbeiten möchtest.
Zu den typischen Inhalten des Schwerpunktes gehören:
- Analyse von Daten,
- Aussagenpsychologie,
- Datenerhebung und -aufbereitung,
- Einführung in die Rechtswissenschaften,
- Gutachten,
- Methoden der Rechtspsychologie,
- Prävention,
- psychologische Medizin und Neurowissenschaften,
- Schuldfähigkeit.
Wo kannst du Rechtspsychologie, Kriminalpsychologie oder forensische Psychologie als Fernstudium studieren?
Rechtspsychologie ist ein Teilbereich und damit ein Modul des Fernstudiums der Psychologie. In Deutschland existiert bisher kein spezielles Fernstudium, mit dem du einen Abschluss als Rechtspsychologe erreichen kannst. Um dennoch für eine entsprechende Tätigkeit vorbereitet zu sein, kannst du zwei Wege wählen. Zum einen ermöglicht dir ein Bachelor in einem Fernstudium der Psychologie den Zugang zu einem spezialisierten Masterstudiengang, zum anderen steht dir dieser ggf. unter bestimmten Voraussetzungen und je nach Hochschule auch mit einem Abschluss in Rechtswissenschaften oder Medizin offen. Zu empfehlen ist aber der Weg über ein Psychologiestudium, da die Inhalte für dich in der Praxis den größeren Nutzen bedeuten.
Master of Science in Rechtspsychologie als Fernstudium?
Die Hochschulen bieten Masterstudiengänge derzeit nicht als Fernstudium an. Einen Master of Science kannst du als Abschluss eines Präsenzstudiengangs unter anderem an folgenden Hochschulen erreichen:
- MSH Medical School Hamburg,
- Psychologische Hochschule Berlin,
- SRH Hochschule Heidelberg,
- Technische Universität Braunschweig,
- Universität Bonn,
- Universität Erlangen-Nürnberg.
Berufsaussichten mit dem Studienschwerpunkt Fernstudium Rechtspsychologie
Als Rechtspsychologe stehen dir im Wesentlichen vier Arbeitsfelder offen:
- Ermittlungsbehörden,
- Justiz- und Vollzugsbehörden,
- freier Gutachter,
- Kliniken mit forensischer Abteilung.
Was es nicht gibt: Das Berufsfeld des aus Kino und Fernsehen bekannten Profilers. Dabei handelt es sich um eine Überzeichnung der Realität, die nicht mit tatsächlichen Berufen übereinstimmt. Zwar erstellen Rechtspsychologen Profile. Diese dienen aber weniger der Ermittlung als vielmehr einer psychologischen Begutachtung überführter Täter.
In den letzten Jahren haben die Behörden in Deutschland sehr viele Rechtspsychologen eingestellt. Das liegt am wachsenden Bedarf von Begutachtungen durch Neuregelungen bei der Sicherungsverwahrung, im Sexualstrafrecht, im Familienrecht sowie bei der Führungsaufsicht. Außerdem sind Behörden bestrebt, Straffällige nach schweren Straftaten und speziell junge Täter zu resozialisieren. Vor diesem Hintergrund sind die Berufsaussichten für dich kurz- und mittelfristig sehr gut. Allerdings gibt es in Deutschland insgesamt nur sehr wenige Stellen. Daher solltest du dich frühzeitig um eine Spezialisierung und um Praktika bei potenziellen Arbeitgebern bemühen.
Als freier Gutachter kannst du dein Gehalt teilweise selbst mitbestimmen. Du solltest aber bereit sein, inhaltlich weitere Schwerpunkt zu wählen. Diese sollten idealerweise die Entwicklungspsychologie, Verhaltenstherapie und die Pädagogik berühren, denn einen Großteil deiner Gutachtertätigkeit wirst du wahrscheinlich für Familiengerichte ausüben.
Gehalt nach dem Fernstudium Rechtspsychologe
Das Gehalt der Rechtspsychologen unterscheidet sich nicht von dem allgemeinen Gehaltsgefüge der Psychologen. Du kannst also anfangs mit einem Bruttogehalt von ca. 2.500 bis 3.000 Euro im Monat rechnen. Später sind bei vielen Arbeitgebern Gehälter bis ca. 5.500 Euro möglich. Der Vorteil: Als angestellter Rechtspsychologe bist du meistens im öffentlichen Dienst angestellt. Daher richten sich Gehälter und Aufstiegschancen nach dem gültigen Tarifvertrag (TvÖD). So kannst du bereits frühzeitig absehen, welche Chancen du auf welchen Posten hast. Üblich sind Einstellungen im Bereich der Entgeltgruppen 10 bis 12 (ca. 3.000 – 3.200 Euro), später kannst du in Ausnahmen bis zur Entgeltgruppe 15 aufsteigen, was ein Bruttogehalt zwischen ca. 5.500 und 7.000 Euro im Monat bedeutet. Auch eine Professur an einer Hochschule kann sehr lukrativ sein.